Idee und Konzept

AUF DER BASIS VON ECHTEN TRADITIONEN WIRD NEUES GESCHAFFEN!

Mit der „Alten Baumwolle“ in der Stadt Flöha, die eine Fläche von 65.000 m² und umzunutzende Geschossflächen von 40.000 m² in neun Gebäuden besitzt, verbindet sich eine hohe emotionale Bindung der Bevölkerung auf Grund generationsübergreifender Beschäftigung in der Baumwollspinnerei. Weiterhin stellt die stadtbildprägende Bausubstanz im Zentrum ein hochrangiges Denkmal der sächsischen Industrie- und Baugeschichte dar.

Eine Idee wird entwickelt
Der Masterplan

Die Stadt Flöha ist städtebaulich aus vier Dörfern (Flöha, Gückelsberg, Plaue, Bernsdorf) zusammengewachsen, ohne dabei die Gelegenheit zu haben, ein gesamtstädtisches Zentrum zu bilden. Mit der Stilllegung der Baumwollspinnerei zu Beginn der 90er Jahre ergab sich die einmalige, historische Chance, in der geografischen Mitte der Stadt durch Umnutzung einer eindrucksvollen Industriearchitektur mit riesigem Bauvolumen gesellschaftliche, kulturelle und wirtschaftliche Funktionen zu konzentrieren und so ein echtes Stadtzentrum zu entwickeln. Nachdem zunächst private Investoren versuchten, auf dem ehemaligen Industrieareal vorrangig Handels- und Dienstleistungsunternehmen anzusiedeln, übernahm nach deren Scheitern die Stadt Flöha die Immobilien und entwickelte zusammen mit vielen Akteuren schrittweise ein Konzept, nach dem hier ein echtes innerstädtisches Zentrum entsteht, welches sich hinsichtlich seiner Funktionen durchaus an historischen Innenstädten orientiert.

Aufgrund der geografischen Zentralität ist die „Alten Baumwolle“ aus nahezu allen Teilen der Stadt – in kürzester Zeit und auf direktem Wege – zu Fuß, mit dem Pkw oder auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln – zu erreichen und bietet eine umfangreiche Infrastruktur. In der aktuellen Realisierungsphase schafft die Stadt Flöha mit umfangreichen Investitionen die Voraussetzungen und den Anreiz für die Ansiedlung privater Investoren. Die damit verbundene finanzielle Last kann die Stadt nicht allein tragen. Deshalb beteiligen sich der Bund und der Freistaat Sachsen mit der großzügigen Bewilligung von Städtebaufördermitteln aktiv an der Umsetzung der hoch gesteckten Ziele.

Der Masterplan entstand als Ergebnis der Ideenwerkstatt zur Freiraumgestaltung der „Alten Baumwolle“. Vertreter des Regierungspräsidiums, des Landratsamts, des Landesamtes für Denkmalpflege, des Straßenbauamtes, des Stadtrates und der Stadtverwaltung sowie Landschafts-, Verkehrs- und Städteplaner, fanden sich 2005 zu insgesamt drei Workshops zusammen. Dabei wurden Gestaltungsvarianten in drei Teams herausgearbeitet.

Grundlage für die weitere Entwicklung sind folgende Planungen und Konzepte:

  • der Bebauungsplan “Alte Baumwolle”
  • der Masterplan “Alte Baumwolle”
  • das Städtebauliche Entwicklungskonzept für die Stadt Flöha (2008 mit 4. Fortschreibung 2018-INSEK 2030)
  • das Städtebauliche Entwicklungskonzept – Förderprogramm “Aktive Stadt- und Ortsteilzentren” – Fördergebiet “Alte Baumwolle”

Das neue
Verwaltungs-, Wirtschafts- und Kultur-
Zentrum

In der „Alten Baumwolle“ Flöha soll sich eine Vielzahl von gesellschaftlichen und kulturellen Angeboten konzentrieren. Viele der Angebote sind bereits vorhanden und weitere werden folgen. Im Wasserbau befinden sich der Stadtsaal und die Stadtbibliothek. Zudem haben hier mehrere gemeinnützige Vereine ihr Zuhause gefunden. Die ehemalige Shedhalle wurde zur Kindertagesstätte mit rd. 370 Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen umgenutzt.

Im ehemaligen Verwaltungsbau der Baumwollspinnerei wird die Stadtverwaltung einziehen. Damit steht unmittelbar am geplanten neuen Marktplatz mitten in der Alten Baumwolle das gesamtes Dienstleistungsspektrum der Stadtverwaltung zur Verfügung. Stadtsaal, Foyer des Wasserbaus und der geplante Marktplatz bieten Räume und Orte für kulturelle Veranstaltungen.

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Ein ausgezeichneter Ort
Erfolgreiche Wettbewerbsbeteiligung

„Land der Ideen“

Im Jahr 2013 beteiligte sich die Stadt Flöha mit dem Gesamtprojekt “Alte Baumwolle” erfolgreich am bundesweiten Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“. Der Wettbewerb stand erstmals im Zeichen eines Themas: „Ideen finden Stadt“. Damit würdigt die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Deutsche Bank Ideen und Projekte, die Lösungen für die Herausforderungen der Städte und Regionen von morgen bereithalten. Deutschlandweit bewarben sich rund 1.000 Forschungseinrichtungen, Unternehmen oder Vereine mit ihren zukunftsweisenden Projekten zum Thema „Ideen finden Stadt”. Unterstützt durch einen Fachbeirat wählte eine unabhängige 18-köpfige Jury die 100 Preisträger in den Kategorien Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Umwelt, Bildung und Gesellschaft.

„Europäische Stadt“

Im Jahr 2018 nahm die Stadt Flöha mit dem Gesamtprojekt “Alte Baumwolle” erfolgreich am bundesweiten Wettbewerb „Europäische Stadt: Wandel und Werte – Erfolgreiche Entwicklung aus dem Bestand” teil. Der Wettbewerb erfolgte anlässlich des europäischen Kulturerbejahres und stellte die Europäische Stadt in den Fokus.
Insgesamt wurden 210 Beiträge von Gemeinden aller Größen deutschlandweit eingereicht. Eine durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat berufene, unabhängige und interdisziplinäre Fachjury wählte die Preisträger in den vier Kategorien: Stadtgebäude, Stadtraum, Stadtleben und Stadtbürger.
22 Projekte wurden für ihr Engagement im Umgang mit dem baukulturellen Erbe in der Europäischen Stadt durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat ausgezeichnet. Gemeinsam mit dem Architekten Sir David Chipperfield hat Staatssekretär Gunther Adler die Preise im Rahmen der denkmal-Messe 2018 in Leipzig vergeben. Die prämierten Projekte stehen für einen besonderen Umgang bei der Erhaltung und Pflege des baukulturellen Erbes der Europäischen Stadt. Sie sind vorbildlich für eine erfolgreiche Stadtentwicklung aus dem Bestand. Die Stadt Flöha wurde für ihren Beitrag “Auf dem Weg zum Stadtzentrum: Die Alte Baumwolle in Flöha” als ein herausragendes Konzept und Projekt für einen zukunftsweisenden Umgang mit dem baukulturellen Erbe der Europäischen Stadt mit dem 2. Platz in der Kategorie Stadtgebäude prämiert. Damit verbunden ist ein Preisgeld in Höhe von 15.000 EUR, welches öffentlichkeitswirksam eingesetzt werden soll, z. B. in Form eines Bürgerfestes im Rahmen der Eröffnung des neuen Rathauses im früheren Verwaltungsgebäude. Der Wettbewerbsbeitrag der Stadt Flöha bestand aus einem eigens dafür entwickelten e-Magazin, das auch hier zu finden ist.

http://www.bundeswettbewerb-europaeische-stadt.de/

 

Unterstützung von Land, Bund und EU
Städtebau- & EU-Förderung

Ein so umfangreicher städtebaulicher Entwicklungsprozess wie die Schaffung eines komplett neuen Stadtzentrums ist auch eine große finanzielle Herausforderung. Die Stadt Flöha geht derzeit davon aus, dass die städtebauliche Gesamtmaßnahme „Alte Baumwolle“ voraussichtlich öffentliche Mittel in Höhe von ca. 26 Mio. EURO und private Investitionen in Höhe von ca. 35 Mio. EURO in Anspruch nehmen wird.

Natürlich ist die Stadt Flöha nicht in der Lage, den Anteil öffentlicher Mittel allein aufzubringen. Deshalb nutzt die Stadt seit Kauf der Alten Baumwolle im Dezember 2000 jede sich bietende Gelegenheit, um öffentliche Mittel Bundes, des Freistaates Sachsen oder der Europäischen Union zur Finanzierung der „Alten Baumwolle“ einzuwerben. Das Gebiet der „Alten Baumwolle” wurde dazu in das Sanierungsgebiet „Plaue-Bernsdorf” integriert und darüber hinaus Bestandteil des „Stadtumbaugebietes Flöha”. Weiterhin wurde die “Alte Baumwolle” 2009 in das Bund-Länder-Programm “Aktive Stadt- und Ortsteilzentren (SOP)” aufgenommen. Damit eröffnete sich die Gelegenheit, verschiedene Städtebauförderprogramme in Anspruch zu nehmen. Über diese Programme beteiligten sich der Bund und der Freistaat Sachsen in der Zeit seit 2001 mit insgesamt ca. 8,9 Mio. EURO an der Finanzierung der durchgeführten Maßnahmen. An der Sanierung des Wasserbaus beteiligte sich die Europäische Union über den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) mit insgesamt ca. 3,4 Mio. EURO. Die Stadt Flöha hat seit dem Jahr 2000 ca. 5,2 Mio. EURO in die „Alte Baumwolle” investiert. Für den Zeitraum 2015 bis 2018 sind weitere Investitionen der öffentlichen Hand in Höhe von ca. 4,5 Mio. EURO geplant.

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Seit 2001 wurden nachfolgend aufgeführte Bau- und Ordnungsmaßnahmen im Gebiet der „Alten Baumwolle“ realisiert:

12/2000: Erwerb der Alten Baumwolle durch die Stadt Flöha
2000-2004: umfangreiche Maßnahme zur Sicherung des Areals und der denkmalgeschützten Bausubstanz / Abbrch nicht erhaltenswerter Bausubstanz
2005/2006: Bau einer neuen Erschließungsbrücke über die Zschopau (Claußbrücke)
2005/2006: Modernisierung/Instandsetzung des “Wasserbaus” (Stadtbibliothek, Vereinsräume, Stadtsaal, Büroflächen, Parkplatz für 157 PKW)
2005/2006: Ideenwerkstatt und Entwicklung Masterplan „Alte Baumwolle“ als Grundlage für die weitere Entwicklung
2007-2010: Modernisierung/Instandsetzung des städtischen Bauhofes
2009: Bebauungsplan „Alte Baumwolle“ als rechtsverbindliche Grundlage
2009/2010: Architektenwettbewerb zum Umbau der Shedhalle zur Kindertagesstätte
2011/2017: Verkauf des “Neubaus” an einen Privatinvestor
2012-2014: Umnutzung der historischen Shedhalle zur Kindertagesstätte
2013/2014: Neubau der Claußstraße und der Erschließungsstraße um den “Neubau”
2017/2018: Verkauf des Ballenlagers an einen Privatinvestor und Umnutzung zum Fachmarkt
2019: Umnutzung des sog. “Neubaus” zum Einkaufs- und Dienstleistungszentrum (private Maßnahme)

Die nachfolgend aufgeführten Maßnahmen sind im Gebiet der „Alten Baumwolle“ für die kommenden Jahre geplant:

  • Modernisierung und Instandsetzung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes zum Rathaus der Stadt Flöha
  • Herstellung der weiterer erforderlichen Erschließungsstraße und –wege, des zentralen Marktplatzes und der Außenanlagen
  • Modernisierung / Instandsetzung weiterer denkmalgeschützter und erhaltenswerter Gebäude durch Privatinvestoren (Altbauten am Park, Oederaner Bau)

Grundlage für die Umsetzung der Maßnahmen seit dem Jahr 2010 ist das vom Stadtrat am 26.08.2010 beschlossene Städtebauliche Entwicklungskonzept – Aktives Stadt- und Ortsteilzentrum “Alte Baumwolle”.